Weinregionen in Georgien
Natürliche Bedingungen und die zum Teil recht unterschiedliche Regionalgeschichte einzelner Landesteile haben Georgien in eine Reihe Provinzen gegliedert, in denen sich viele kulturelle, ethnografische und sprachliche Eigenheiten herausgebildet und bis heute bewahrt haben. Nicht in allen dieser Regionen gedeiht Wein, dort wo es Klima und Relief aber erlauben, bilden die Namen der historischen Provinzen zugleich die Bezeichnung der Weinregionen.
Die wichtigsten Weinregionen sind Kachetien (Kakheti), Kartli und Imeretien (Imereti). Außerdem besitzt Ratscha (Racha) wegen dem dort hergestellten berühmten Herkunftswein Chwantschkara (Khvanchkara) größere Bekanntheit.
Kachetien
Das sonnige Kachetien (Kakheti) liegt ganz im Osten Georgiens und ist die bedeutendste aller Weinregionen. Hier befinden sich fast 70% der georgischen Anbauflächen. Die meisten der Weinanbaugebiete liegen in dem weiten ebenen Alasani-Tal (Alazani), in dem viele Dorfnamen zu einer geschützten Herkunftsbezeichnung geworden sind.
Die bekanntesten Herkunftsweine in Kachetien sind bei den Weißweinen der trockene Zinandali (Tsinandali), eine Cuvée aus den Rebsorten Rkaziteli (Rkatsiteli) und Mzwane Kachuri (Mtsvane Kakhuri) und bei den Rotweinen Mukusani (Mukuzani) und Napareuli, beide trocken, sowie die halbsüßen Weine Kindsmarauli (Kindzmarauli) und Kwareli (Kvareli), die allesamt aus Saperawi-Trauben gekeltert werden.
Weitere kachische Ursprungsbezeichnungen sind bei den Weißweinen Kacheti (Kakheti), Wasisubani (Vazisubani), Kotechi (Kotekhi), Gurdshaani (Gurjaani), Kardenachi (Kardenakhi), Napareuli, Tibaani sowie Manawi (Manavi) und bei den Rotweinen Teliani, Achascheni (Akhasheni) sowie Kotechi (Kotekhi). Als rote Rebsorte dominiert Saperawi in Kachetien und bei den weißen Rebsorten Rkaziteli und Mzwane Kachuri.
Kartli
Georgien wird durch das Lichi-Gebirge in Ost und West geteilt. Kartli liegt direkt östlich dieses Gebirges und war im Altertum als Iberien bekannt. Wegen des vorherrschenden Reliefs und einer größeren Trockenheit liegen die Weinanbaugebiete in einer Reihe von Flusstälern, die von beiden Seiten in das große Mtkwari-Tal (Mtkvari) einmünden, das sich von West nach Ost durch die ganze Region zieht.
Ihre große Originalität verdanken die Weine den nur hier vorkommenden Rebsorten, wie den weißen Sorten Tschinuri (Chinuri), Goruli Mzwane (Goruli Mtsvane) und Budeschuri (Budeshuri) sowie den roten Sorten Tawkweri (Tavkveri) und Schawkapito (Shavkapito).
Der einzige geschützte Herkunftswein in Kartli ist der legendäre weiße Atenuri, eine seit dem Mittelalter bekannte prickelnd frische Schaumwein-Cuvée aus Tschinuri und Goruli Mzwane sowie manchmal auch Aligoté. Anbaugebiet ist die Ateni-Schlucht südlich der Stadt Gori.
Imeretien
Westlich des Lichi-Gebirges gelegen ist Imeretien (Imereti) die zentrale und größte Region Westgeorgiens. Im Altertum war es unter dem Namen Kolchis bekannt. Die Region zeichnet sich durch eine besonders üppige Vegetation aus und ist nach Kachetien das zweitgrößte Weinanbaugebiet Georgiens.
Während der Weinanbau in sowjetischer Zeit in diesem Gebiet aufgrund des für eine Großproduktion nachteiligen bergigen Reliefs vernachlässigt wurde, erlebt es jetzt eine Renaissance. Wegen den variierenden Lagen sowie sehr unterschiedlichen Klima- und Bodenverhältnissen gibt es eine sehr große Vielfalt der Weine.
Außerdem gibt es unzählige autochthone Rebsorten. Die bekanntesten sind die weißen Sorten Zolikauri (Tsolikauri), Zizka (Tsitska) und Krachuna (Krakhuna), die miteinander kombiniert beliebte Cuvée-Weine ergeben. Das gilt besonders für den geschützten Herkunftswein Swiri (Sviri), der in der Nähe des gleichnamigen Dorfes entlang des linken Ufers des Kwirila (Kvirila), eines Nebenflusses des Rioni angebaut wird. Imeretien ist vor allem für trockene Weine bekannt.
Ratscha-Letschchumi
Die Regionen Ratscha (Racha) und Letschchumi (Lechkhumi) liegen nebeneinander nördlich von Imeretien und damit direkt am Fuß des Großen Kaukasus. Es ist insgesamt eine sehr kleine Weinregion, die aber für einige ganz besondere Weine berühmt ist. Das sind vor allem die ebenfalls nach Dorfnamen benannten Weine mit geschützter Herkunftsbezeichnung Chwantschkara (Khvanchkara) in Ratscha und Twischi (Tvishi) in Letschchumi. Der tiefrote halbsüße Chwantschkara wird aus den Rebsorten Aleksandrouli und Mudshuretuli (Mujuretuli) gekeltert und Twischi ist ein halbsüßer Weißwein aus Zolikouri-Trauben.
Außer in den bisher genannten Regionen wird aber auch noch in einer Reihe anderer Wein angebaut. Das sind vor allem die ganz im Westen Georgiens gelegenen Regionen Mingrelien (Samegrelo), Gurien (Guria) und Atschara (Achara), in deren subtropischen Klima überwiegend liebliche Weine hergestellt werden, die bisher aber fast nur auf den regionalen Markt kommen.
Außerdem kehren auch Weine untergegangener Weinregionen auf die Weinkarte zurück. So stammen z.B. aus der historischen Provinz Meskheti, einige der ältesten georgischen Rebsorten, in der Region selbst hat aber die lange abstinente Herrschaft der Osmanen fast zum Exodus der Weintradition geführt. Das ganz im Süden im Zentralteil Georgiens gelegene Meskheti gehört heute zur Verwaltungsregion Samzche-Dshawacheti (Samtskhe-Javakheti) und nachdem einige engagierte Winzer damit begonnen haben, die historischen Weinterrassen wieder zu kultivieren, gibt es heute auch wieder meskhischen Wein.