Die georgische Tafel
Für Ausländer ungewohnt aber sehr praktisch ist die Art, wie in Georgien das Essen serviert wird. Obwohl es Haupt- und Nebengerichte gibt, werden diese nicht nacheinander in Gängen, sondern alle gleichzeitig aufgetragen, wobei jeder Gast am Tisch dazu einen oder mehrere leere Teller bekommt. Auf diese Art und Weise kann jeder von allem probieren und zu jeder Zeit soviel essen, wie er will. Außerdem sieht der Tisch so wie eine Festtafel aus, die für die Georgier eine wichtige Rolle spielt.
Die georgische Tafel, das Supra (wörtlich „Tischtuch“), ist aber mehr als ein reichlich gedeckter Tisch und gemeinschaftliches Essen. Es ist eine gesellschaftliche Institution mit festen Regeln. Bei jeder Art von größeren Anlässen, aber auch in abgeschwächter Form, wenn einfach nur mindestens drei Georgier am Tisch zusammenfinden, beginnt ein mitunter mehrstündiges Wechselspiel von langen Tosten, rezitativen Reden, ständig neuen Speisen und im besten Fall Gesang.
Für Schwung und Ordnung sorgt dabei der Tamada genannte Tischmeister. Er wird von der Tischgesellschaft gewählt, bringt für jedes Thema den ersten Tost aus und leitet Rede und Gegenrede an der Tafelrunde. In Restaurants gibt es wegen dieser lebendigen Tischtradition sehr oft extra abgetrennte Bereiche mit einem großen Tisch und vielen Stühlen, sodass sich die Gesellschaften nicht gegenseitig stören.
Die Georgier sind sehr gastfreundlich und aufgeschlossen. Sind Sie einmal in Georgien, kann es Ihnen deshalb leicht passieren, dass Sie selbst zu einem Supra eingeladen werden. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie dann nicht mehr darüber bestimmen, wann und wie viel Wein Sie beim Essen trinken!